Die kiffende Saufziege Sonja ... |
Sonja, ein übergewichtiges Weib im Extrembereich, hatte ich in einer kurzzeitigen Obdachlosigkeit kennen gelernt. Ihr Volumen besaß die Ausmaße von Rügen an der Ostsee. Dazu trug sie feuerrotes Haar, was überhaupt nicht mit ihren Ausmaßen kombinierte. Ach, was sollte es. Jedenfalls hatte sie in diesem Moment das Charisma eines Engels. Manche Engel sind nun mal fett. Es muss auch solche geben. Ich hatte sie in vollem Nikotinschmacht dahinhechelnd, einfach auf der Straße angequatscht: „Baby, haste mal ne’ Lulle für mich Chaoten übrig?“ Ohne Umschweife griff sie in ihre Manteltasche und gab mir gleich drei Filterzigaretten. Während ich mir mit zittrigen Händen die erste ansteckte fragte sie mich: „Du siehst ziemlich verdurstet aus. Kann ich Dir auch ein Bier Sponsoren?“ Eine, die einem ziemlich heruntergekommenen, wildfremden Freiluftamateur ein Bier spendiert, ist auch zu anderen Taten bereit. Nach dem dritten Freibier und der sechsten oder siebten Zigarette sagte sie zu mir: „Komm mit, ich hab’ ne’ bezahlte Mietwohnung. Du siehst nämlich aus, als hättest Du mal wieder ne’ Mütze Schlaf nötig.“ Also folgte ich ihr brav wie ein kastrierter Dackel in ihre Behausung. Für einen zeitweise dahinvegetierenden Köter im Straßendreck nahezu ein Palast mit chromblitzenden Wasserhähnen und funktioneller Toilettenspülung. Luxus pur. A la Bonsoir. Ihre Küche war riesengroß. Ja, sie hatte sogar die Ausmaße von Sonja selbst. Und der Herd war von allen Seiten begehbar. Jemand, dem vor der nächsten, wahrscheinlich eiskalten Nacht in freier Natur graut, der empfindet eine solche Situation wie ein Urlaub zwischendurch. Holiday bei der Dampfnudel Sonja… Während wir den anwesenden Kasten Pils, Stück für Stück alle machten, köchelte auf der Herdplatte eine einladend duftende Goulaschsuppe vor sich hin. Ich schaffte anschließend nur einen Teller, aber Sonja schaufelte drei riesige Pastateller mit einer großen Suppenkelle in sich hinein und lächelte dabei verklärt… Was dann zum Dessert folgen würde, das war mir zu diesem Zeitpunkt schon klar. Charly mit Sahne. Man muss eben für alles zahlen. Nach dem Essen rülpste sie zufrieden und deutete auf eine Tür zu einem Nebenraum. Und was sich dahinter befand, ist wohl jedem klar. Das obligatorische Schlafgemach. Bestückt mit einem riesigen Wasserbett in zartem Blueton… Ich hatte sofort die Assoziation: Auch ich muss garantiert irgendwann mal sterben, aber hoffentlich nicht durch ertrinken wie eine unerwünschte Hundewelpe. Fürsorglich in einen Jutesack deplatziert und danach im nahe liegenden Fluss ertränkt. Ich besah mir noch einmal die Ausmaße meiner Gastgeberin, und das Grauen nahm von mir Besitz… Kurioserweise, sprach Sonja während jener Zeremonie kein einziges Wort. Dieser ganze Zirkus schien selbstverständlich für sie zu sein. Ohne umständliches Gequatsche. Oh je… Während sie sich ihrer planenähnlichen Kleidung entledigte, nahm das Grauen bei mir ständig zu. Die riesigen Fettpolster, bis dahin noch notdürftig zusammengehalten, verspürten plötzlich eine unbändig und lang ersehntes Freiheitsgefühl und düsten dem Gesetz der Gravitation folgend, in Richtung Fußboden. Niemand, der nicht schon selbst einmal so einen optischen Horrortrip erleben durfte, kann sich wohl ausmalen, was in jenen Momenten in mir vorging. Ich hatte nur zwei Möglichkeiten. Entweder von ihrem Dreizentnerkörper über den Weg des Erstickens gekillt zu werden, oder durch ertrinken in den Sunami- Flutwellen des geplatzten Wasserbettes… Und es ging weiter. Sonja nahm auf dem wabbelnden Rand des Bettes Platz, griff in eine Nachttischschublade, holte etwas Grünzeug zum Rauchen hervor und drehte ein Tütchen. Dabei forderte sie mich auf die verbliebenen Bierflaschen aus dem Nebenraum zu holen. Wir rauchten den Joint, vernichteten die restlichen Gerstensaft, und dann ging es auch schon zur Sache. Ich liebe Sex, aber was nun folgte, war knochenharte Arbeit. Tief unten, in einem Bleibergwerk, irgendwo in der Weite Sibiriens, während das Wasserbett unter uns, mit ungewohnt verdächtigen Geräuschen dahinblubberte. Und ich suchte total verzweifelt eine lebensrettende Schwimmweste. Aber keine war greifbar. Also die Augen zu und durch den Atlantik. Six feet under… Aber nicht in Rückenlage. Das schien mir einfach zu gefährlich. Es dauerte eine geraume Zeit, bis ich mich einigermaßen in ihr platzierte, doch dann erinnerte sich Sonja wohl an den Urschrei und die Post ging ab… Während diesem, schweißtreibendem Kampfspiel, verfluchte ich jede noch existierende Zigarette auf der Welt. Ihre überdimensionalen Schamlippen schmatzten wie das Endrohr eines Nasssaugers nach einer Überschwemmung. Und das Monster keuchte unter mir, als wollte sie mich jeden Moment komplett verschlingen. Ich fühlte mich wie ein Söldner in vorderster Linie. Zum Abschuss ausgebildet und den Tod vor Augen, ohne die geringste Chance auf Überleben… Die verbalen Geräusche unter mir ließen zwar darauf schließen, aber ob dieser Buckelwal tatsächlich fertig wurde, lässt sich nur vermuten. Mir jedenfalls, war nach einem Erlebnis in Richtung Orgasmus nun vollkommen die Lust vergangen… Wenn ich der Meinung war, meine Aufgabe erfüllt zu haben, dann hatte ich weit gefehlt. Nach der Knochenarbeit der letzten halben Stunde, waren nun Überstunden angesagt. Der Fleischberg im wabbelnden Bett schien auf den Geschmack gekommen zu sein, und die Ruhestätte war anscheinend immer noch sehr stabil. Hatte demonstrativ durchgehalten und diesen Extremtest grandios bestanden. Bingo… Nach der zweiten Runde, im französischen Rahmen, kippte Sonja ultimativ in ein bohrmaschinenähnliches Schnarchen ab und verließ diese grelle Szenerie… Trotz dieser extremen Anstrengungen, blieb ich noch ganze zwei Tage bei ihr. Denn ihre Kochkünste, und die Sixpacks Pils, im fliegenden Wechsel, waren nun mal sehr überzeugend… |
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